Was macht es wirklich aus, das Abenteuer einer Afrika Safari? Wer könnte es besser wissen, als einer, dessen täglich Brot die Spurensuche im Busch ist? Grant Telfer ist Ranger und privater Safari Guide bei andBeyond und gibt uns in diesem bewegenden Interview einen Einblick in seinen außergewöhnlichen Job.
LANDMARK: Können Sie sich bitte kurz vorstellen? Seit wann sind Sie schon Ranger?
GRANT TELFER: Ich stamme aus Südafrika und verbrachte den größten Teil meiner Kindheit auf unserer Farm am Strand. Mit meiner Familie erkundete ich häufig Wildreservate. Zu den Orten, die mir von diesen Ausflügen besonders in Erinnerung geblieben sind, gehören das Sambesi-Tal und der Kariba-Damm, wo ich meine ersten Buschfähigkeiten erlernte und meine ersten Vögel bestimmte. Ich bin jetzt seit 10 Jahren Safariführer und hatte das Privileg in verschiedenen Reservaten zu arbeiten – von KwaZulu-Natal über Sabi Sand bis zum Krüger-Nationalpark. Seit drei Jahren sind Tansania und Kenia mein Zuhause.
Was hat Sie dazu bewogen Ranger zu werden?
Ich habe schon immer das Gefühl von Abenteuer geliebt, das man erlebt, wenn man sich in den Busch begibt – entweder auf einer Pirschfahrt oder bei einem Spaziergang.Außerdem gefällt mir die Herausforderung zu erkennen, was meine Gäste interessiert. Ich liebe es in einer Umgebung zu arbeiten, in der ich immer wieder neue Dinge dazu lerne und interessante, erfolgreiche Menschen aus aller Welt treffe. Und auch die Lebensumstände von anderen verbessern kann, indem ich mithelfe, neue Safari Guides auszubilden.
„Eine Afrika Safari ist eine unglaubliche und lebensverändernde Erfahrung“
Welche Art von Persönlichkeit braucht man, um Ranger zu werden? Welche Voraussetzungen sollte man für diese Arbeit mitbringen?
Wirklich gute Ranger sollten sich natürlich sehr gut mit der Flora und Fauna der Umgebung auskennen. Zudem brauchen sie ein Verständnis für die verschiedenen lokalen und internationalen Kulturen und die Politik und ein umfassendes weltliches Wissen, denn oft plaudert man über mehr als die am Tag gesehenen Tiere, wenn man abends mit den Gästen am Feuer sitzt. Besonders viel Spaß haben die Leute auf einer Afrika Safari mit Rangern, die Interesse an ihren Gästen zeigen, und eine besondere Verbindung zu ihnen aufbauen können. Letztlich geht es bei der Safari-Führung um Menschen und darum, welche Gefühle man bei ihnen auslöst. Wenn man das versteht und dazu Buschfertigkeiten und das nötige Wissen mitbringt, dann, glaube ich, ist man auf dem richtigen Weg ein großartiger professioneller Safari-Guide zu werden. Die offiziellen Qualifikationen variieren von Reservat zu Reservat und von Land zu Land. An Universitäten werden Ausbildungskurse angeboten. Zudem verfügt andBeyond über Ausbildungsschulen in Südafrika, Botswana, Kenia und Tansania sowie in Indien und beschäftigt Weltklasse-Ranger. Das schafft eine solide Grundlage für unsere Führer und weist ihnen den Weg. Erste-Hilfe-Kurse, eine öffentliche Fahrererlaubnis und ein Waffenschein und sind ebenfalls notwendige Fähigkeiten oder Qualifikationen, die ein Guide mitbringen muss.
Erzählen Sie uns etwas über Ihre Aufgaben? Wie verläuft ein typischer Tag?
Meine Arbeit beginnt lange vor Sonnenaufgang und endet oft nach Sonnenuntergang – und das ist der beste Teil daran. Es gibt keine Bürozeiten – nur die Gäste und dich, mit denen du in den Busch fährst, um zu beobachten, wie die Tiere sich nach den nächtlichen Aktivitäten erholen oder gerade ihren Tag beginnen. Die besten Zeiten zur Wildbeobachtung sind die kühlen Morgenstunden und die Nachmittagsstunden, die auch gleichzeitig die besten Lichtverhältnisse zum Fotografieren bieten. Ein typischer Tag im Busch beginnt im Morgengrauen mit einem kleinen Snack und Tee oder Kaffee in der Lodge, wo ich die Gäste treffe. Dann machen wir uns auf die Suche nach den Tieren. Kein Tag ist wie der andere: An manchen unternehmen wir spannende Buscherkundungen und lesen Spuren. Dabei trainieren wir das Gespür für die Umwelt und das Verhalten der Tiere. Oder wir warten entspannt auf das Eintreffen der Tiere und Vögel an einer Wasserstelle. Oft halten wir unterwegs an einem besonders schönen Platz für ein Picknick. Die Pirschfahrten am Abend werden begleitet von atemberaubenden Sonnenuntergängen und aufregenden Begegnungen mit nachtaktiven Tieren. Nach der Rückkehr in die Lodge gibt es ein ausgiebiges Frühstück bzw. Abendessen.
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit besonders?
Die größte Befriedigung für mich ist es, herauszufinden, was meine Gäste interessiert und was sie sich von einer Afrika Safari erhoffen. Zeit mit ihnen zu verbringen, ihnen zu zeigen, welche unerwarteten, tollen Möglichkeiten es da draußen gibt. Der Busch versteht es in jedem von uns pure Spannung aufzubauen und dann – das Lächeln und die Energie im Safarifahrzeug, oder auf einem Spaziergang, wenn sie endlich das finden, wonach sie gesucht haben – das ist einfach großartig. Das macht mir am meisten an der Arbeit Spaß.
Was war Ihre gefährlichste Begegnung?
Ich hatte viele Begegnungen im Fahrzeug und zu Fuß mit Löwen, Leoparden, Nashörnern, Büffeln und Elefanten. Einmal wurde ich von einem Flusspferd gejagt, und ein paar Schlangen kamen mir ein wenig zu nahe. Aber ein Erlebnis ist mir am deutlichsten in Erinnerung geblieben: Vor uns erschreckten sich vier Giraffenbullen vor einer Löwin. Sie rannten vor ihr weg auf einen schmalen Weg, der auf jeder Seite mit dichten Büschen bewachsen war, geradewegs in Richtung unseres offenen Fahrzeugs. Sie würden mit Sicherheit nicht die Richtung ändern oder über das Fahrzeug springen. Ich drehte so schnell um, wie ich nur konnte um, und schaffte es noch rechtzeitig das Fahrzeug in eine schmale Öffnung zu schwenken. Unscharf sah ich dann 6 Meter lange Hälse und Beine in einer Staubwolke vorbeiwirbeln, gefolgt von einer Löwin in eher gemächlichem, halbherzigem Tempo.
„Im Busch zu sein, nur mit der Natur um mich herum –
das ist genau das, wofür ich lebe“
Was ist Ihre liebste Erinnerung und beste Erfahrung in Ihrer Karriere als Ranger?
Das ist wirklich eine schwierige Frage. Die meisten meiner schönsten Erfahrungen hatte ich, während ich zu Fuß unterwegs war. In den zehn Jahren meiner Karriere habe ich viele spannende Wanderungen unternommen, mit langen, schwierigen Spurensuchen, bei denen ich beinah schon aufgegeben hatte und dann doch fand, wonach ich suchte. Jedes Erlebnis hinterlässt eine eigene Spur und fühlt sich jedes Mal auf eine andere Weise gut an. Im Busch zu sein, weit weg vom Fahrzeug und nur mit der Natur um mich herum – das ist genau das, wofür ich lebe. In diesen paar Stunden ist alles andere in der Welt so unendlich weit weg.
Was sind Ihre Top-Tipps für die Planung einer Afrika Safari?
Ein anständiges Fernglas kann das Safarierlebnis intensivieren. Es ermöglicht Ihnen noch mehr Details zu erkennen, wenn Sie die Tiere beobachten und noch besser zu verstehen, was sie gerade machen. Auch eine Kamera sollte man dabeihaben. Wichtig ist zudem ein ausreichender Sonnenschutz, insbesondere, wenn Sie gerade auf eine Herde Gnus warten, die dabei sind den Mara-Fluss zu überqueren und kein Schatten spendender Baum in Sicht ist. Bequeme Shorts und unauffällige Kleidung sind empfehlenswert, wenn Sie an einer Buschwanderung teilnehmen möchten. Falls Sie die Möglichkeit haben, wählen Sie einen privaten Guide. Das lokale Wissen und die Einsichten, die er bietet, die Beziehung, die beim gemeinsamen Reisen entsteht und das Wissen, dass es da jemanden gibt, der sicherstellt, dass die Safari auf Ihre persönlichen Interessen zugeschnitten ist sind so wertvoll.
Wie verhält man sich auf einer Safari?
Man braucht auf einer Afrika Safari keine Angst zu haben – sie ist eine spannende und lustige Erfahrung. Der Schlüssel zu einem guten Safarierlebnis ist es die Tiere zu respektieren und sie nicht zu stören oder infrage zu stellen. Stattdessen sollte man beobachten, lernen und genießen, sich Zeit lassen. Es besteht keine Notwendigkeit dazu, von einer Tiersichtung zur nächsten zu hetzen. Gehen Sie es ruhig an. Und je mehr Zeit Sie mit der Beobachtung verbringen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie finden, was sie interessiert.
Wie sehen Sie die Zukunft der Afrika Safari im Hinblick auf den Naturschutz? Gibt es irgendwelche Änderungen, die Sie in Ihrem Land umgesetzt sehen möchten?
Wir sind uns alle bewusst, dass es schwere Zeiten für den Naturschutz sind, da der Druck auf die Ressourcen für eine wachsende menschliche Bevölkerung steigt und die verbleibenden Lebensräume weiter zusammenpresst. Wilderei, Abholzung und vieles mehr sind echte Probleme. Aber es gibt da draußen eine Menge guter Leute, die eine Menge Gutes tun. Ich glaube, wir haben eine Chance, das zu schützen, was wir noch haben. Der Schlüssel dazu ist die lokalen Gemeinschaften miteinzubeziehen und ihnen zu helfen vom geschützten Land zu profitieren. Wenn sie feststellen, dass sie vom Schutz der Tiere und des Landes profitieren, dass sich für ihre Familien und Gemeinden durch die Beschäftigung mit dem zunehmenden Tourismus wirtschaftliche Chancen auftun, dann, denke ich, können wir einer guten Zukunft entgegensehen. andBeyond glaubt an drei Kernprinzipien: Landespflege, Erhaltung des Tierbestands und Betreuung der Menschen – und genau darum geht es insgesamt. Wenn jede Entscheidung, die wir treffen jeden dieser Faktoren berücksichtigt, dann bewegen wir uns in die richtige Richtung.
Was gefällt Ihnen an dem Reservat, in dem Sie gerade arbeiten?
Ich bin sehr glücklich meine Zeit mit Safariführungen für die andBeyond Luxus Safari Lodges in Tansania und Kenia verbringen zu können. Zu meinen Einsatzorten zählen die Serengeti, der Ngorongoro-Krater, der Manyara See und die Masai Mara. Ich liebe das Gefühl unendlicher Weite und Wildnis, das man hier erlebt. Es gibt keine Zäune, keine Lichter, keinen Teer auf den Straßen, keine Stromleitungen. Nur eine unglaublich schöne Landschaft voller Vielfalt. Die Tierdichte ist hier höher als an den meisten anderen Orten der Welt, und die Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung sind fantastisch. Es ist ein Abenteuer, das für mich umso schöner durch die Zusammenarbeit mit den Kenianern und Tansaniern wird, einigen der nettesten und freundlichsten Menschen der Welt. Die bekannteste Volksgruppe vor Ort sind die Massai, die sich mit unglaublich beeindruckenden Perlenstickereien und Farben schmücken.
Was unternehmen Sie in ihrer Freizeit?
Ich komme nur in die Stadt zurück, wenn ich einen neuen Reisepass oder Führerschein beantragen muss. Ansonsten nutze ich die Zeit, um mit der Erkundung fortzufahren. Das hat mich zu unglaublichen Orten auf der ganzen Welt und in ganz Afrika geführt. Und mir wird dadurch nie langweilig.
Wie lange dauert das Ranger-Dasein?
Einige Ranger arbeiten circa zwei bis drei Jahre, um Erfahrung zu sammeln, bis Pflichten und neue Lebenskapitel sie wieder in die „andere Welt“ zurückziehen. Andere, wie ich selbst, wollen den Busch nicht mehr verlassen. Er hat mich an einzigartige Orte und zu interessanten Menschen geführt und mir die Gelegenheit gegeben einer wirklich praktischen Arbeit in einer unglaublichen Umgebung nachzugehen.
Gibt es bestimmte Projekte, denen Sie sich in Zukunft widmen möchten?
Ich würde gerne auf die Svalbard-Inseln in Norwegen, um dort die Eisbären, Walrosse und Eisberge zu sehen, die diesen Ort so einzigartig und besonders machen. In Südamerika gibt es auch einige wunderschöne Landschaften und Wildnisgebiete zu erkunden. Wer weiß, vielleicht führt mich die Expansion von andBeyond auf diesem Kontinent bald dorthin. Auch der Jakobsweg in Südspanien ist eine Herausforderung, die ich gerne annehmen würde. Nicht ganz so weit reizen mich Ruanda und Uganda, wo ich gerne Zeit mit Gorillas und Schimpansen verbringen würde. Eine Reise nach Madagaskar wäre auch schön.
Gibt es etwas, was Sie noch gerne hinzufügen möchten?
An alle, die das hier lesen und noch unschlüssig sind, ob sie eine Afrika Safari machen sollen: Ich kann nur sagen, dass es eine unglaubliche und lebensverändernde Erfahrung ist. Wählen Sie ein Unternehmen aus, das für seine guten Safari Guides bekannt ist, das macht wirklich einen großen Unterschied und kann so viel dazu beitragen, dass es eine persönliche und lehrreiche Erfahrung für Sie wird.
Vielen Dank für das ausführliche und eindrucksvolle Interview!
Fotos © andBeyond